Großer Frauenpacksack
„Mit dem Notwendigsten zurechtzukommen und auch Zeiten äußersten Mangels zu meistern, ohne dass Lebensweise und gesellschaftliche Strukturen schweren Schaden nehmen, und alles dies, ohne dem eigenen Lebensraum dauerhafte Schäden zuzufügen: Ist das nicht ein bewunderns- und erhaltenswertes kulturelles Erbe der Menschheit? In unserer hochtechnisierten und ‚überlegenen’ Zivilisation wurde erst vor kurzem begonnen, über Lösungen zur Erhaltung des Lebensraumes Erde nachzudenken. Ist die Kultur der Tuareg wirklich nicht mehr zeitgemäß und hindert den Fortschritt? Das Verschwinden der letzten Nomadenvölker – nicht nur der Tuareg – auf unserer Erde und der Untergang ihrer meist als primitiv angesehenen Kulturen ist kein Zeichen menschlichen Fortschritts.“
In seinem Aufsatz „Die Tuareg – der vergessene Untergang einer Kultur“ (publiziert als Begleitheft zur gleichnamigen Ausstellung in der Zentralbibliothek Duisburg, 7.6.–6.7. 1991) schildert Werner Nöther den „langen Leidensweg eines Volkes mit einer bemerkenswerten Kultur“. Von der Kolonialzeit bis zur Dürre der Siebzigerjahre, ausgehend von Herkunft, Name, Sprache, Lebensraum, Gesellschaftsordnung, Wohnformen, Handwerk und Ausrüstung, Musik und Dichtung, beleuchtet er die unter vielen Aspekten existenzielle Problematik des erzwungenen Sesshaftwerdens eines „der letzten Nomadenvölker der Sahara“. Statt in Gleichberechtigung und Beibehaltung kultureller Eigenständigkeit – den Nomadismus eingeschlossen, der in Dürrezeiten das Überleben sichert – zeige sich das Leben der heutigen Tuareg geprägt etwa von Aufständen, Massakern und nicht eingehaltenen Friedensverträgen, verschlimmerter Hungersnot, Ent- wie Überbevölkerung. „Eine Änderung der Situation wird es jedoch nur dann geben, wenn das Schicksal der Tuareg nicht unbekannt bleibt.“
Im Anhang finden Sie ein kommentiertes Verzeichnis über weiterführende deutsch- wie fremdsprachige Literatur (auch für Kinder und Jugendliche) sowie Text- und Fotobände zum Thema.
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